[an error occurred while processing this directive] (none) [an error occurred while processing this directive] [an error occurred while processing this directive] [an error occurred while processing this directive]

[ Home - Directory - Who's who - Mailing Lists - About Us - Sitemap - Social Events ]
[ Alumni - Management - Feedback - With Frills - Frames ]


swiss-list: US-Forscher protestieren

DISCLAIMER: Any opinion expressed by a contributor is to be considered his/her own personal opinion, not the opinion of any other swiss-list member, the swiss-list website managers or the swiss-list committee.


[an error occurred while processing this directive]

swiss-list: US-Forscher protestieren

From: Sarah Paris <click for textversion of email address >
Date: Fri, 5 Mar 2004 20:39:50 -0800
X-Mailer: Microsoft Outlook IMO, Build 9.0.2416 (9.0.2910.0)

I thought some of you Swiss-Listers, especially those in the scientific
community, might have some interest in these two short, related articles,
appearing in the 3/6 edition of the St. Galler Tagblatt
(by yours truly).
Sarah

US-Forscher protestieren
Die Regierung Bush verfälscht Resultate und tauscht unliebsame Experten aus
Amerikanische Spitzenforscher beschuldigen die Regierung Bush,
wissenschaftliche Berichte für politische Zwecke zu ver- fälschen, um auf
Gremien Einfluss zu nehmen.

Sarah Paris/San Francisco

«Um den Vater von Präsident Bush und vormaligen Präsidenten zu zitieren:
Wissenschaft stützt sich auf Forschungsfreiheit und Objektivität», erklärte
Russell Train, einstiger Leiter der Umweltschutzbehörde EPA unter Nixon und
Ford. «Aber die jetzige Regierung hat diese Freiheit blockiert und diese
Objektivität verzerrt in einem Mass, wie es unter früheren Regimes undenkbar
gewesen wäre.»

Offener Brief an Bush
Train und mehr als sechzig führende Wissenschaftler, darunter zwanzig
Nobelpreisträger, haben im Februar in einem offenen Brief schwere Vorwürfe
an die Regierung gerichtet. Wissenschaftliche Fakten, welche als Basis für
Regierungsentschlüsse dienen sollten, würden von Grund auf manipuliert.
Einerseits beriefe man Berater in wichtige Gremien, die entweder
unqualifiziert oder durch industrielle Interessenkonflikte oder politische
Vorurteile belastet seien. Kritiker würden kaltgestellt; für den Bund tätige
Forscher zensiert; unabhängige Wissenschaftler würden total ignoriert. Zudem
würden Fakten und die Konsequenzen von Regierungsmassnahmen wie etwa im
Umweltschutz der Öffentlichkeit gegenüber massgeblich verfälscht.

Betroffen: Der Umweltschutz
Einzelheiten dieser Anschuldigungen finden sich in einem ausführlichen
Bericht der «Vereinigung besorgter Wissenschaftler» (Union of Concerned
Scientists). Betroffen scheinen vor allem der Umweltschutz, wo
wirtschaftliche Interessen mit im Spiel sind, daneben das politisch brisante
Gebiet der Fortpflanzung, sprich Embryo-Klonen, Abtreibung und
Kondomgebrauch.

Kapitel gestrichen
Eines der aufgeführten Beispiele war der letztes Jahr erschienene Bericht
der Umweltschutzbehörde EPA. Im Abschnitt über Klimaveränderungen war von
der Regierung so viel gestrichen, verändert und eingeschränkt worden, dass
die EPA sich am Ende entschloss, das gesamte Kapitel zu streichen, «um damit
nicht ihre Glaubwürdigkeit als Wissenschaftler zu verlieren», wie ein
Top-Beamter anonym verlauten liess. Der Bericht schildert auch, wie
aufmüpfige Forscher und Forscherinnen trotz Spitzenqualifikationen aus
einflussreichen Gremien entfernt oder gar nicht erst ernennt werden.
Stattdessen kämen Kandidaten zum Zug, die sich durch enge Beziehungen mit
der Industrie oder durch religiöse Gläubigkeit auszeichnen. Ein eklatantes
Beispiel war die kontroverse Ernennung von David Hager ins Komitee für
Fortpflanzungsmedizin. Hager ist ein Frauenarzt; seine bekannteste
Publikation ist ein Buch, in dem er als Mittel gegen
Menstruationsbeschwerden das Lesen gewisser Bibelverse empfiehlt.

Der Fall Blackburn
Ausgewechselt wurde Elizabeth Blackburn, eine der renommiertesten
Biologinnen der USA, die sich im nebenstehenden Interview äussert. Vor drei
Jahren wurde sie als Expertin für Zellbiologie in das neu geformte
Bioethikkomitee des US-Präsidenten berufen. Dort wurde sie zum Sprachrohr
einer Minderheit des Komitees, die sich für weniger Restriktionen in der
Forschung mit Stammzellen und das Klonen von Embryos zu Forschungszwecken
aussprach. Vor einer Woche wurde ihr und einem ähnlich gesinnten Kollegen
ohne Vorwarnung vom Weissen Haus gemeldet, ihre Dienste seien «nicht mehr
vonnöten». Statt sie durch einen Biologen zu ersetzen, wurden neue
Mitglieder aus anderen Fachgebieten ernannt, die sich durch starke
konservativ-religöse Überzeugungen auszeichnen und erklärte Gegner
embryonaler Forschung sind. «Unsere Warnsignale betreffen nicht allein
Gebiete, welche bloss für Forscher von Interesse sind», kommentierte einer
der Unterzeichner, Dr. Neal Lane, Wissenschaftsberater unter Clinton. «Diese
Zensur der Wissenschaft wird für die öffentliche Gesundheit schwerwiegende
Konsequenzen haben.»

Aus dem TAGBLATT vom Samstag, 6. März 2004.

«Wissen muss fair und ausgewogen sein»
Elizabeth Blackburn ist führende Biologin - doch ihre Ansichten waren der
Regierung Bush zu unbequem.

Sie machten das letzte Mal im Juli 2002 Schlagzeilen, als Sie sich zusammen
mit einer Minderheit des Bioethikkomitees gegen dessen Vorschlag eines
Moratoriums für therapeutisches Klonen aussprachen. Ist Ihr Ausschluss aus
dem Komitee nun eine direkte Folge dieser Opposition?
Elizabeth Blackburn: Das kann nur vermutet werden. Weder der Vorsitzende des
Komitees noch andere Offizielle haben mir eine Erklärung geliefert. Aber
sicher wird es eine Rolle gespielt haben. Der Vorsitzende Leon Kass und ich
konnten uns über die Frage der embryonalen Stammzellen-Forschung nie einig
werden. Bedenklich fand ich, wie die Fakten der Öffentlichkeit gegenüber
dargestellt wurden. Die Argumente, die für diese Art von Forschung sprechen,
wurden nie klar aufgeführt, und die Fakten entsprachen nicht dem aktuellen
Stand der Wissenschaft.

Die erklärte Aufgabe des Komitees ist es, «alle medizinischen und ethischen
Aspekte der biomedizinischen Innovationen zu begutachten und Empfehlungen
dazu auszuarbeiten». Ist diese Aufgabe mit der neuen Besetzung
gewährleistet?
Blackburn: Nicht, was die biomedizinischen Wissenschaften betrifft. Ich war
die einzige Zellbiologin im Komitee. Diese Fachkompetenz fehlt jetzt.

Sie sind mit dem Bericht der «Vereinigung besorgter Wissenschaftler» (siehe
neben stehenden Text) vertraut. Glauben Sie, deren Anschuldigungen seien
fundiert?
Blackburn: Ja, zweifellos! Das Wissen, das als Basis für Entscheidungen der
Regierung dient, muss fair und ausgewogen sein. Sonst werden wir zu Geiseln
einer Ideologie. Ich sah meine Rolle im Komitee darin, die
wissenschaftlichen Fakten auf den Tisch zu legen. Aber mit der Wissenschaft
wurde dort nicht fair umgegangen, vor allem nicht auf dem Gebiet der
embryonalen Stammzellen-Forschung.

Haben Sie selber den offenen Brief der Wissenschaftler unterzeichnet?
Blackburn: Nein, denn ich war ja damals noch im Komitee. Als Mitglied eines
beratenden Gremiums des Präsidenten fand ich es unangebracht, die Erklärung
einer Aktivistenorganisation zu unterzeichnen.

Und jetzt? Werden Sie die Erklärung nun unterzeichnen?
Blackburn: Sicher, jetzt steht es mir ja frei.

Sie sind Australierin, Ihr Doktorat haben Sie in England gemacht. Wie würden
Sie das politische Klima der USA charakterisieren?
Blackburn: Für die biomedizinischen Wissenschaften ist die USA ein
fabelhaftes Land - ausser auf dem Gebiet der embryonalen Forschung. Da
klafft ein Paradox, das ganz klar politisch ist. Forschung muss reguliert
werden, das ist unbestritten. Aber die Regeln sollten nicht einer bestimmten
politischen oder religiösen Anschauung unterworfen werden. Interview: Sarah
Paris

Aus dem TAGBLATT vom Samstag, 6. März 2004.

_______________________________________________
Swiss-list mailing list
Swiss-list_at_swiss-list.com
http://www.swiss-list.com/mailman/listinfo/swiss-list
Received on Sat Mar 06 2004 - 05:54:39 PST

[an error occurred while processing this directive]