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swiss-list: NZZ Online: «Braindrain» aus der Schweiz gibt es nicht

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swiss-list: NZZ Online: «Braindrain» aus der Schweiz gibt es nicht

From: <click for textversion of email address >
Date: Tue, 4 Feb 2003 06:30:40 +0100

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Diesen Artikel aus NZZ Online, der Website der Neuen Zürcher Zeitung,
sendet Ihnen Yves-Alain Peter <yapeter_at_stanford.edu>
mit der Mitteilung:
Switzerland is one the country with the higher brain drain rate in the world. This might explain why swiss political people just talk about it (and make themself proud of "their world class brains") but do not take any action to bring the swiss brains back....
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21. Januar 2003, 02:17, Neue Zürcher Zeitung

«Braindrain» aus der Schweiz gibt es nicht

Entwarnung nach einem schrillen Alarmruf

Der Alarmruf . . .

Der Begriff «Braindrain» beschreibt die Tatsache,
dass manche Entwicklungsländer Teile ihrer
Elite durch Emigration an die Industrieländer
verlieren und so ihr endogenes Wachstumspotenzial
nicht ausschöpfen können. Der Gründer des
Swiss House in Boston, Xavier Comtesse, gibt
in einem in der NZZ vom 5. 11. 02 veröffentlichten
Artikel zu bedenken, auch die Schweiz sei
Opfer des Braindrains: Eine empirische Studie
weise nach, dass sich schweizerische Studenten,
Doktoranden und Postdocs in immer grösserer
Zahl entscheiden, in den USA ihr Leben zu
verbringen. Der Schweiz gingen so Bildungsinvestitionen
in Milliardenhöhe verloren. Die Bildungspolitik
müsse dem entgegenwirken.

. . . und was von ihm zu halten ist

Diese Aussagen klingen plausibel, halten
aber einer kritischen Überprüfung nicht stand.
Die von Comtesse angeführte Studie beleuchtet
nur einen der beiden fraglichen Migrationsströme,
nämlich denjenigen aus der Schweiz in die
USA. Und auch dieser lässt die durch Comtesse
gezogenen Schlüsse in keiner Weise zu: Während
nämlich die schweizerische Studentenpopulation
in den USA im Zeitablauf tatsächlich stark
anwächst, fällt die schweizerische Immigration,
also dauerhafte Abwanderung in die USA, von
1500 bis 2000 Personen p. a. in den 1950er
Jahren auf nur 600 bis 1000 p. a. in den
neunziger Jahren. Auch die Unterkategorie
der «highly qualified immigrants / professional
speciality and technical» - um die geht es
ja - hat ihren Höhepunkt Ende der sechziger
Jahre mit jährlich bis zu 500 Personen erreicht
und weist Ende der neunziger Jahre nur noch
zwischen 120 und 200 Personen p. a. auf.

Auch den Nachweis dafür, dass Schweizer Studierende
in den USA - mittlerweile gut 8000 - immer
seltener in die Schweiz zurückkehren, bleibt
Comtesse schuldig. Stattdessen führt er als
Beleg eine zweite, nicht repräsentative Studie
an. Deren Autorin protokolliert und interpretiert
die von 21 (!) Schweizer Wissenschafterinnen
in den USA geäusserten persönlichen Sorgen
und Probleme. Aus diesen zieht Comtesse den
Schluss, die Schweiz vernachlässige ihre
intellektuelle Elite. Nun sind die Entfremdung
von der Heimat und die Angst vor der Rückkehr
- dies waren zwei der Hauptsorgen - sicher
ernst zu nehmen. Heimweh haben aber auch
amerikanische Studenten, sofern sie der Wissensdurst
in die Ferne getrieben hat. Ein bildungspolitischer
Korrekturauftrag ist dadurch nicht zu begründen.
Damit ist auch die Klage, mit diesen 8000
Köpfen gingen der Schweiz rund 8 Milliarden
in sie investierte Steuerfranken verloren,
gegenstandslos. «Verloren» wären ja nur Bildungsinvestitionen,
die durch Schulbesuch und Studium in der
Schweiz hervorgerufen werden und durch endgültige
Auswanderung einem Drittstandort zugute kämen.
Dies geht aus den Zahlen gerade nicht hervor.

Streiflichter auf das Gesamtbild

Wie stellt sich die Situation aber tatsächlich
dar? An den universitären Hochschulen (Fachhochschulen
nicht inbegriffen) der Schweiz studieren
derzeit mehr als 20 000 Inhaber eines ausländischen
Passes. Das ist das Zweieinhalbfache der
schweizerischen Studentenschaft in den USA.
Die OECD weist für die Schweiz denn auch
einen positiven studentischen Migrationssaldo
von 7,1% aus. Zudem übertrifft die Anzahl
ausländischer Studenten in der Schweiz diejenige
schweizerischer Studenten im Ausland deutlich,
nämlich um 7,1%. Deutschland kommt auf einen
Saldo von 2,36%, die USA auf einen solchen
von nur 1,06%, Schweden (-1,50%) und Finnland
(-2,66%) erzielen gar negative Saldi, weisen
also mehr inländische Studierende im Ausland
als ausländische Studierende im Inland auf
(Statistical Yearbook of the Immigration
and Naturalization Services 1950-1999, Washington,
D. C.). In Forschung und Lehre sind die Verhältnisse
sogar noch eindeutiger: Im Jahr 2001 wirkten
an Schweizer universitären Hochschulen 1049
Professorinnen, 1415 Lehrbeauftragte und
9348 wissenschaftliche Mitarbeiter ohne Schweizer
Pass. Zusammen mit dem wissenschaftlichen
Personal an den Fachhochschulen ergibt sich
die Zahl von 12 517 ausländischen Wissenschaftern.
Zusätzlich beschäftigt die Schweizer Privatwirtschaft
allein für Forschung und Entwicklung 7800
ausländische Ingenieurinnen und Wissenschafter.
Summa summarum sind in der Schweiz gegenwärtig
deutlich mehr als 20 000 ausländische Wissenschafter
in Lehre, Forschung und technischer Entwicklung
tätig. Von 1958 bis heute sind hingegen insgesamt
nur 8245 hoch qualifizierte Schweizerinnen
und Schweizer in die USA ausgewandert. Die
gegenwärtig dort tätigen Schweizer Wissenschafterinnen
und Ingenieure können folglich nur einen
Bruchteil des entsprechenden ausländischen
Personalbestandes in der Schweiz ausmachen.
Fazit: Die präsentierten Zahlen zeigen, dass
ein Braindrain zuungunsten der Schweiz schlicht
und einfach nicht besteht: Selbst wenn alle
seit 1958 in die USA ausgewanderten hoch
qualifizierten Schweizer eine wissenschaftliche
Ausbildung genossen hätten, selbst wenn sie
alle ausnahmslos im Arbeitsleben stünden
(das kann schon aus Altersgründen nur ein
Bruchteil von ihnen), selbst wenn ausnahmslos
alle Schweizer Studenten in den USA ewig
dort blieben (was jeder Erfahrung widerspräche),
selbst dann würde diese «verloren gegangene
graue Materie» durch die heute in der Schweiz
tätige hoch qualifizierte ausländische Population
klar übertroffen. Die Schweiz profitiert
daher per saldo massiv vom Zustrom ausländischen
Wissens und Könnens durch Migration - das
genaue Gegenteil von Braindrain also.

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Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter:
http://www.nzz.ch/2003/01/21/se/page-article8MLKM.html

Copyright (c) Neue Zürcher Zeitung AG
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Received on Tue Feb 04 2003 - 05:50:23 PST

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