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swiss-list: Fussball-Kolumne

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swiss-list: Fussball-Kolumne

From: Paris, Sarah <click for textversion of email address >
Date: Tue, 2 Jul 2002 12:20:12 -0700
X-Mailer: Internet Mail Service (5.5.2655.55)

A big "thank you" to the few who got back to me with their experiences of
being "Sleepless in Soccerland", and my best wishes to the busy majority of
you who clearly need their sleep more than they need fun and games ...
 
FYI, the column appeared in today's AZ at:
http://www.aargauerzeitung.ch/pages/index.cfm?dom=3&rub=1043&arub=1043&nrub=0&srv=cms
 
(I've also enclosed the text since the link will expire tomorrow.)

Sarah

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Artikel vom 02.07.2002

Brief aus den USA: Schlaflos in San Francisco

An Amerikas Westküste hatten die vielen Fussballfans mit frühen
Anspielzeiten zu kämpfen

Sarah Paris

Wochenlang erschienen sie mit rotgeränderten Augen und doppelten Espressos im
Papierbecher zur Arbeit. Im Büro dösten sie auf Papierstapeln, im Bus auf der
Heimfahrt schnarchten sie zu Tode erschöpft. Nein, nicht die letzten
Terroristendrohungen waren es, die den Kaliforniern den Schlaf raubten; auch
nicht die arg gebeutelte Wirtschaft. Es waren die Übertragungszeiten der
Fussballweltmeisterschaft. Unsere Zeitzone verlangte von Zuschauern an der
Westküste das Äusserste an Durchhaltewillen. Die wichtigsten Spiele fanden zur
allerblödsten Zeit, nämlich um 4 Uhr morgens, statt. Zu früh, um aufzustehen,
weshalb sich die meisten Fans dazu entschlossen, gar nicht erst ins Bett zu
gehen.

In San Francisco sind echte Fussballfans zahlreicher als im Resten der USA. Das
hängt damit zusammen, dass die meisten unserer Einwohner woanders geboren sind.
Ihre Loyalitäten verlagern sich dementsprechend. Zuerst gab man sich
patriotisch und jubelte dem US-Team zu. Nach seinem Ausscheiden im Viertelfinal
wurde es spannender. Die Südostasiaten stellten sich hinter die Koreaner; die
Lateinamerikaner und die meisten Europäer hinter Brasilien. Niemand wollte
Deutschland unterstützen, denn «die Deutschen spielen zu sehen ist so spannend,
wie einem Farbanstrich beim Trocknen zuzugucken», meinte David, ein
Leitungstechniker in San Francisco.

David war einer von vielen, die während der WM an akutem Schlafmangel litten.
«Ich stolperte blindlings durch den Arbeitstag, mit ein paar Werkzeugen in der
Hand, damit ich beschäftigt aussah. Wenn mir jemand Fragen stellte, quasselte
ich in meinem dicksten Schottisch, bis sie sich verwirrt davonmachten.» Als
echter Schotte kann David sich übrigens für jedes Team begeistern - sogar für
Deutschland -, aber nur «solange sie England schlagen!».

Ob Schotte oder Amerikaner, die WM muss in der Gesellschaft verwandter Seelen
erlebt werden, vor allem um vier Uhr morgens, wenn man wachbleiben muss. Es
hilft, dass in den Pubs um diese Zeit statt Bier nur Kaffee ausgeschenkt wird.
San Franciscos Pubszene ist von Iren dominiert. Deren hoffnungsvolles Team
schied leider schon am Anfang aus, danach übertrugen sich die Sympathien auf
das amerikanische Team. Das Spiel Deutschland gegen die USA zog Hunderte von
Fans in die Pubs, deren Patrons es nicht für nötig hielten, bei der Polizei
eine Freinachterlaubnis einzuholen. Wieso denn auch, sassen nicht irische
Polizisten selber in Zivil hier und genossen das Spiel? Leider hatten die Pubs
die Rechnung ohne ihre Nachbarn gemacht - jene hart arbeitenden, Schlaf
suchenden Chinesen und Russen, deren Teams bei der WM nicht mehr dabei waren.
Die Fussballmuffel beklagten sich bei der neuen Frau Polizeikapitän über den
Lärm, und diese fühlte sich zu scharfer Tat inspiriert.

Das Spiel USA gegen Deutschland endete um halb fünf mit einer Niederlage für
die Zuschauer. Der Trost für die Iren: dass Brasilien England schlug! Für den
Rest der WM behalf man sich dann mit Partys vor dem Fernseher. Der World Cup
ist immer eine Gelegenheit für die Kalifornier, ihr Spanisch aufzubessern. Denn
allein der mexikanische Sender überträgt die Spiele live. «Fantastico goal!»,
rufts aus dem Nachbarhaus. «Bloody grande futbol! Screw Inglaterra!»

Ich merke, dass in meinem (irischen) Quartier ein gewisses Vorurteil gegen die
Engländer überwiegt. Zur Gegendarstellung rufe ich meinen britischen Freund
Peter in Los Angeles an. Auf meine Frage nach dem Ursprung der Ressentiments
gegen England winkt er ab. «Bah, ist doch nur Neid. Weil wir es sind, die den
Fussball erfunden haben!» Und hämisch fügt er hinzu, «und übrigens wurde Irland
schon in der ersten Runde geschlagen, ha, ha!».

Schlafmangel meldeten auch die in Kalifornien lebenden Schweizer. Von Thomas
aus Cupertino erreichte mich ein E-Mail nach dem Final, mit einem erschöpften
Hurra für «Braaaaaaazil!», gefolgt von der Erkenntnis, dass es wahrscheinlich
kein gutes Zeichen sei, am Sonntagmorgen um sieben E-Mails auszusenden. Nicole
in Lake Forest erklärte, ihre ganze Familie habe die Weltmeisterschaft
verfolgt, und «was wir an Schlaf verloren, gewannen wir an Gewicht, dank Chips
und Bier!». Am glimpflichsten kam Gian-Luca davon, der erst Anfang Juni in
Kalifornien ankam. «Der Jetlag half mir, jeweils um vier Uhr aufzuwachen. Der
Nachteil ist nur, dass ich jetzt noch immer unter Jetlag leide!»

Sarah Paris, aufgewachsen in Grenchen, lebt als Journalistin und
Schriftstellerin in Kalifornien. Ihr Roman «Ahnenbeschwörung» spielt (nicht
nur) im Mittelland.

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Received on Tue Jul 02 2002 - 19:54:03 PDT

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